Seinen Namen hat der „Taufstein“ vermutlich wegen eines Missverständnisses bezüglich seiner Form. Etwa 1200 Kilogramm wiegt die Steinschale, die auch als Cölber „Steinkump“ bekannt ist.
Seit 1988 liegt der mächtige Stein am linken Ufer in einer Anlage, die zu Ehren des Landeshistorikers Willi Görich angelegt worden ist. Lange Zeit war diese in Vergessenheit geraten und zugewachsen, der Stein vermoost, bevor vor vier Jahren das Kulturdenkmal freigelegt und saubergemacht wurde. Seither ist der „Taufstein“ auch auf Wanderkarten verzeichnet und für Jedermann frei zugänglich.
Aber wozu diente der Stein, der 1911 von einem Bürger aus Bürgeln aus dem Niedrigwasser der Ohm geborgen wurde, wenn nicht seinem Namen entsprechend? Seine Form und die Rohbelassung des Materials sprechen in jedem Fall gegen die religiöse Nutzung. Auf einer Tafel erfährt der Besucher des Ortes, dass solche Steine seit dem 14. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert in der Ohm liegend Fischereigrenzen markiert haben. Auch unter Wasser sei er, durch seine konische Form einen Wasserstrudel verursachend, immer zu sehen gewesen.
Bis zu sechs derartiger oder ähnlicher Steine sollen sich in oder neben der Ohm im ehemaligen Gericht Schönstadt befunden haben. Und als Einziger ist der „Taufstein“ bei Bürgeln erhalten geblieben, ohne dass man heute sein genaues Alter bestimmen kann. Als Fischereigrenze wurde er noch bis in die 1940er Jahre genannt. Erstmals wird das Becken 1592 im Schönstädter Salbuch als solches benannt. Allerdings zählte dieser Bereich bereits seit dem 14. Jahrhundert zu landgräflichen hessischen Fischwassern, er könnte somit auch deutlich älter sein.
Bevor der „Taufstein“ an seinen jetzigen Standort verbracht wurde, musste er im Zuge des Ausbaus der Bundesstraße 62 versetzt werden, wobei er brach. Er wurde jedoch vom Hessischen Straßenbauamt Marburg unter Mitwirkung des Hessischen Forstamts Marburg und des Marburger Verschönerungsvereins sowie des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde Marburg in der Nähe des ursprünglichen Standortes restauriert wieder aufgestellt. Heute ist er ein beeindruckendes, wenn auch noch eher unbekanntes, Monument der Geschichte, an dem sich alle Menschen erfreuen können. Der Stein, der unterhalb des Gert-Siebert-Weges steht, ist über einen Wirtschaftsweg gegenüber der Ortseinfahrt Bürgeln von der Kreisstraße 34 erreichbar.