Ortsbevölkerung 1933: 1482[1]
Jüdische Bevölkerung: 4
1933 lebte in Cölbe die Familie von David (*1887) und Pauline Buchheim geb. Heß (*1892). David Buchheim stammte aus Wohra, Pauline – genannt Paula - aus Cölbe. Die Eltern von Paula Buchheim waren der Viehhändler Juda Heß (*1838 in Oberasphe, +1913 in Cölbe) und seine aus Wehrda stammende Ehefrau Goldine geb. Stern (1856-1928), die man im Dorf Golde nannte.
Trauzeugen bei der Hochzeit von David und Paula Buchheim waren 1919 die beiden Cölber Landwirte Heinrich Feußner III sowie Stephan Feußner. Ihre Teilnahme zeugt von der Assimilation der jüdischen Familie Heß, die in das Dorfleben eingebunden war. David Buchheim war bei der örtlichen Bevölkerung ausgesprochen beliebt. Das lag u.a. wohl auch daran, dass David Buchheim als Soldat im 1. Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde.[2]
Das Ehepaar Buchheim – sie wohnten im Haus der Familie Heß Nr. 120 (heute Alte Dorfstraße 12) hatte zwei Töchter: Else (*1919) und Hildegard (*1925).[3] David Buchheim betrieb in Cölbe erfolgreich Viehhandel sowie eine Metzgerei.
Die Familie war im Dorf sehr beliebt. David Buchheim produzierte nicht nur hochwertige Wurst- und Fleischwaren, man gab beim Verkauf für bedürftige Familien im Ort auch zusätzlich noch immer etwas gratis mit hinzu.[4]
David Buchheim engagierte sich politisch im „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“, einer überparteilichen, von SPD, Deutscher Demokratischer Partei und Zentrum gegründeten Organisation aktiver Demokraten, die sich für die parlamentarische Demokratie von Weimar gegen die Angriffe von radikalen Kräften der politischen Rechten und Linken einsetzte.
Die Kasseler Gestapo-Stelle teilt in einem Schreiben vom 26.4.1938 an den Landrat des Kreises Marburg mit, dass man „beabsichtigt, den oben angegebenen Juden (David Buchheim, H.J.) und seine Familienangehörigen dem Herrn Reichs- und Preußischen Minister des Inneren zur Ausbürgerung vorzuschlagen.“ Dazu sollten umfassende Auskünfte, insbesondere über die politische Betätigung David Buchheims vor und nach der „nationalsozialistischen Erhebung“ gegeben werden.[5] Der Landrat leitete diese Verfügung an den Cölber Ortspolizisten, Gendarmerie-Meister Behrend, weiter.
Dieser berichtet in seinem Antwortschreiben vom 2.5.1938 an den Landrat des Kreises Marburg, dass David Buchheim in „jede Parteiversammlung, die von der NSDAP abgehalten wurde“, gegangen sei, auch wenn am Eingang Plakate befestigt waren, auf denen „Juden haben keinen Zutritt“ gestanden habe. „Im Versammlungsraum hatte er immer eine größere Anzahl SPD-Mitglieder um sich, damit er geschützt war. Während der Versammlung störte er den Redner stets durch Zwischenrufe, wenn er über die Juden sprach.“[6] David Buchheim sei „Demokrat und Reichsbannermitglied“ gewesen, habe aber keine Funktionen „in der Partei oder im Reichsbanner“ gehabt. Ganz offensichtlich scheint David Buchheim Mitglied in der SPD gewesen zu sein. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten habe David Buchheim sich nicht mehr politisch betätigt.[7]
Mit diesen mutigen Auftritten bei Nazi-Veranstaltungen hatte sich David Buchheim wohl bei den örtlichen Nazis verhasst gemacht.
Gleich nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde im April 1933 das Schächten reichsweit verboten. Damit sollte die Berufsausübung jüdischer Metzger erschwert bzw. unterbunden werden. Parallel dazu richteten sich die Boykottaufrufe, nicht bei Juden zu kaufen, auch gegen jüdische Metzgergeschäfte. Im Marburger Land schien man besonders scharf darauf zu achten, dass die Boykottaufrufe eingehalten wurden.
In Rauschenberg wurde neben der Metzgerei Samuel Plaut ein Graffiti auf die Mauer geschrieben: „Kauf Dein Fleisch beim Christ, das tun wir, wie ihr wißt“.[8]
Die Jagd auf Kunden, die sich nicht an die Boykottaufrufe hielten, hatte zur Folge, dass zunächst nur heimlich nach Geschäftsschluss bei jüdischen Metzgern gekauft wurde.
Im April und Mai 1933 gab es Denunziationen gegen David Buchheim wegen unerlaubten Schächtens.
Am 19.7.1933 veröffentlichte die „Hessische Volkswacht“, die Tageszeitung der NSDAP des Gaus Kurhessen[9], einen Artikel über das Metzgereigeschäft von David Buchheim mit dem Titel „Ein Jude, der auch Schweine schlachten darf!“[10]. Man berichtete, dass „das nationalsozialistische Cölbe nicht ohne David zu leben können (scheint).“ In der „flottgehenden“ Metzgerei kauften „auch Leute, die sich zur Zeit äußerlich nationalsozialistisch gebärden.“ „Wenn diese skandalösen Zustände nicht bald aufhören, werden wir (…) die Namen solcher „Undeutschen“ in der „Hessischen Volkswacht“ veröffentlichen.“[11]
Dadurch kam es zu einem großen Einbruch der Einnahmen aus der Metzgerei. Das verbitterte David Buchheim sehr. Vor allem die Tatsache, dass viele Cölber, denen er während der Weltwirtschaftskrise mit Lebensmitteln aus seiner Metzgerei unentgeltlich geholfen hatte, sich plötzlich gegen ihn stellten.[12]
Auch der Viehhandel litt erheblich unter den Schikanen der Nazis.
Nach einer weiteren Denunziation David Buchheims bei Ernst Peter, dem Ortsgruppenleiter der NSDAP von Cölbe, zitierte dieser David Buchheim zu sich nach Hause. „Jetzt haben wir Dich, Du Saujude, Du Lump! Jetzt wirst Du gehängt!“[13]
Die Vorwürfe gegen David Buchheim waren jedoch nicht so stichhaltig, dass sie zur Einleitung eines Strafverfahrens führten.
David Buchheim vertraute in der ersten Zeit nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten noch darauf, dass ihm als verdienten Patrioten und mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichneten Weltkriegssoldaten nichts passieren konnte.
Ganz offensichtlich zeigten aber alle diese Vorfälle und Schikanen bei David Buchheim Wirkung, so dass er im Jahr 1937 die Metzgerei und den Viehhandel aufgeben musste.
Eine außergewöhnlich enge Freundschaft verband die Familie Buchheim mit ihren Nachbarn Johannes (1875-1959) und Katharina Heuser (1882-1967), die direkt neben ihnen in der heutigen Alten Dorfstraße 10 ein Lebensmittelgeschäft betrieben.[14]
Anfang Mai 1937 verabschiedete sich Paula Buchheim mit ihren Töchtern Else (*1919) – sie besuchte ab 1930 die Elisabeth-Schule in Marburg - und Hilde (*1925), von einigen Freunden in Cölbe. Ihr Mann David konnte sich da schon nicht mehr in Cölbe sehen lassen, da er befürchtete, von den im Ort ansässigen Nazis belästigt oder verprügelt zu werden[15].
Beim Abschied von ihren Cölber Freunden war Paula Buchheim klar, dass es ein Abschied für immer sein würde. „Es tat mir ja zu weh, von Euch für immer scheiden zu müssen, jedoch der eine Trost ist mir geblieben: Im Himmel sehen wir uns wieder!“[16]
Die Familie fuhr zunächst zu Paula Buchheims Schwester Berta Assenheim in Frankfurt. Von dort führte sie der Weg nach Frankenthal, das sie am 7.9.1937 erreichten. In einem letzten Brief aus Deutschland bedankten sich Paula und David Buchheim noch einmal bei dem Ehepaar Heuser „für all die Liebe und Güte, die wir in der schweren Zeit durch Euch Lieben genießen durften. Der liebe Gott wird Euch alles vergelten.“ Ihre Tochter Else ergänzte „Unsere Gedanken werden immer bei Euch sein (…). Dieses sind die letzten Grüße aus Deutschland.“[17]
Sie flohen nach Palästina, wo sie in Ra-anana, 10 Kilometer nördlich von Tel Aviv unterkamen. Da ihnen das Klima dort zu schaffen machte, wanderte die Familie 1947 in die USA aus. 1963 luden David und Paula Buchheim Ludwig (Lutz) Götte, den Enkel von Johannes und Katharina Heuser, für zwei Wochen zu sich nach New York ein, wo sie in der 190. Straße in Manhattan wohnten. 1966 besuchte Ludwigs Schwester Ursula Götte die Buchheims in New York.
In einem Brief an Toni Götte, die Mutter von Ursula und Ludwig, schreibt Paula Buchheim 22 Jahre nach ihrer Flucht aus Deutschland: „Ich suche alles zu vergeben, aber vergessen werde ich es nie. Wir sind alle Sünder und Gott muss uns auch vergeben.“[21]
Der Briefkontakt zwischen den Familien Buchheim und Heuser bestand ohne Unterbrechung bis zum Tod von Katharina Heuser im Jahre 1967.[22]
David Buchheim verstarb 1971, seine Frau Paula 1973.[23]
Drei Geschwister von David Buchheim wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Berta Assenheim, die Schwester von Paula Buchheim – sie besuchte die Elisabethschule in Marburg - konnte 1939 nach England fliehen, von dort erreichte sie 1940 die USA.[24]
Die in Haustenbeck/Lippe geborene Jüdin Elli Soesmann (*1906) heiratete 1925 in Siegen Heinrich Rößer aus Cölbe. Aus der Ehe gingen bis 1945 vier Kinder hervor. Seit 1929 lebte die Familie in Cölbe.[25]
Im Dorf wurde verbreitet, dass Elli Rößer Halbjüdin sei. Diese Legende wurde für die Dorfbevölkerung dadurch nachvollziehbar, dass die Kinder blonde Haare hatten.[26]
Während der NS-Zeit wurde den Kindern von Elli und Heinrich Rößer vorenthalten, dass die Mutter eine Jüdin sei. Sie erfuhren erst nach 1945 von ihren Eltern, dass Elli „Halbjüdin“ gewesen sei.
Ein nicht aus Cölbe stammender Freund der Familie von Heinrich und Elli Rößer namens Zilch gab sich als leiblicher „arischer“ Vater Ellis aus. Wegen dieser vermeintlichen Vaterschaft habe Elli Rößer auch bei Marburger Behörden vorsprechen müssen.
Durch Recherchen des Verfassers beim Staatsarchiv Detmold – Elli Soesmann wurde 1889 in Haustenbeck geboren – wurde bestätigt, dass beide Elternteile Elli Rößers – Max Meier Soesmann (*1881) und seine Ehefrau Frieda, geb Kuhlemeyer (*1889) sowie deren Eltern - jüdischen Glaubens waren.[27]
Nach der Pogromnacht 1938 wurden Ellis Vater Max Meier Soesmann (*1881), ihr Bruder Kurt (*1910) sowie ihr Onkel Eduard Kulemeyer (*1887) am 12.11.1938 in das KZ Buchenwald transportiert.[28] Nach ihrer Entlassung im Dezember 1938 betrieb Max Soesmann, der in Haustenbeck einen Viehhandel und Landwirtschaft hatte, die Auswanderung seiner Familie nach Brasilien. 1939 glückte die Flucht der Familie mit 4 Kindern. Da sich die brasilianischen Behörden weigerten, die Juden an Land gehen zu lassen, gelang es dem deutschen Kapitän, die Familie Soesmann in Argentinien abzusetzen. Erich Soesmann, Max Soesmanns zweiter Sohn, der in Deutschland den Beruf des Metzgers erlernt hatte, baute im unkultivierten Land dort für die Familie eine Existenz als Viehzüchter und Metzger auf.
Max Soesmanns Sohn Kurt, der seit 1933 mit Hildegard Euling, einer „Arierin“ verheiratet war, gelang es, trotz viermaliger Verhaftungen und zwei weiterer KZ-Aufenthalte in Buchenwald, die NS-Zeit zu überleben.[29]
Eduard Kulemeyer, Elli Rößers Onkel, wurde am 13. Dezember 1941 in das Ghetto Riga deportiert. Dort verliert sich seine Spur.
Die Familie Rößer hatte es im Dorf „nicht leicht“ gehabt. Die Nazis übten erheblichen Einfluss auf Heinrich Rößer aus, sich von Elli scheiden zu lassen.[30] Man versprach ihm im Falle der Scheidung einen Arbeitsplatz bei der Deutschen Reichsbahn, bei der die vier Brüder von Heinrich Rößer beschäftigt waren. Hätte er dem nachgegeben, wäre Elli Rößer später sicherlich deportiert worden.
Auch war es der Familie verwehrt, ihre Kinder in Marburg auf weiter führende Schulen zu schicken.[31]
Heinrich Rößer gelang es, in Marburg einer beruflichen Tätigkeit bei einer Speditionsfirma nachzugehen und damit die Existenz seiner Familie zu sichern.
Zur Sicherheit der Familie im Dorf trug das vehemente Engagement von Heinrich Rößers Mutter Katharina, der „Heide-Oma“, bei. Auch sei es vorgekommen, dass sich der Cölber Bürgermeister Fritz Wolf schützend vor die Familie gestellt habe.[32]
Nach der Flucht der Familie Soesmann nach Südamerika erbten Elli und Heinrich Rößer einen Tisch mit 6 Stühlen von ihren Eltern. Die Möbelstücke gaben sie zu einem ortsansässigen Schreiner mit der Bitte, sie zu renovieren. Die Auftragsabwicklung zog sich sehr lange hin. Am Ende stritt der Schreiner ab, die Möbelstücke je erhalten zu haben. Die Familie hat sie nie wieder gesehen.[33]
Dann kam es noch zu einem schweren Zwischenfall: Ein Cölber Mann fuhr Elli Rößer absichtlich mit seinem Motorrad an. Dadurch erlitt sie schwerste Knochenbrüche am Becken und am linken Oberschenkel. Seit diesem „Unfall“ war sie gehbehindert und immer – bis zu ihrem Tod - auf einen Gehstock angewiesen.[34]
Aus Angst vor Repressalien unterließen es Elli und Heinrich Rößer beide Male, sich juristisch dagegen zu wehren. Dies verdeutlicht besonders die Ohnmacht der Familie, sich gegen erlittenes Unrecht zu wehren.
Nach Kriegsende suchte Ernst Peter, der ehemalige Ortsgruppenleiter der NSDAP in Cölbe, Elli Rößer auf, um von ihr einen „Persil-Schein“ für sein Entnazifizierungsverfahren zu erhalten. Sie verweigerte dies: “Ich werde nichts Negatives über Sie sagen, aber auch nichts Positives.“[35]
Es gelang Heinrich und Elli Rößer nach 1945 in Cölbe einen Betrieb mit Holz- und Kohlenhandel aufzubauen.
Heinrich Rößer starb 1969, Elli Rößer 1987[36].
Fußnoten:
[1] Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart u.a. 1983, S. 403.
[2] Interview mit Ludwig Götte am 21.5.2016
[3] Ebenda
[4] Interview mit Hermann Battenberg (*1929) aus Cölbe am 23.2.2016
[5] Verfügung der Staatspolizeistelle in Kassel an den Landrat in Marburg betreffend Fragenkatalog für die "Ausbürgerung" des Juden David Buchheim, 26. April 1938. HStAM 180 Marburg 3593 Bl. 221 r-v
[6] Antwortschreiben vom Gendarmerie-Amtsbereich Cölbe an den Landrat in Marburg betreffend Beantwortung des Fragenkatalogs für die "Ausbürgerung" von David Buchheim, 2. Mai 1938. HStAM 180 Marburg 3593 Bl. 222. Sehr wahrscheinlich meint der Cölber Dorfpolizist die NSDAP-Verssammlungen, die im Ort selbst durchgeführt wurden.
[7] Ebenda
[8] HÄNDLER-LACHMANN/SCHÜTT, S. 96
[9] Vgl. Rolf Schmidt: Der Gau Kurhessen und seine Gau- und Kreisleiter. Norderstedt 2013, S.42
[10] Barbara Händler-Lachmann, Harald Händler und Ulrich Schütt: Purim, Purim, ihr lieb Leut, wißt ihr, was Purim bedeut? Jüdisches Leben im Landkreis Marburg im 20. Jahrhundert. Marburg 1995, S.95
[11] Hessischen Volkswacht vom 19.7.1933
[12] Interview mit Ludwig Götte am 21.5.2016
[13] Brief von Paula Buchheim an Toni und Philipp Götte in Cölbe vom 17.10.1946. Leider wurde in dem Schreiben nicht erwähnt, wann sich dieser Vorfall ereignete.
[14] Ihr Dorfname war „Lauers“
[15] Brief Paula Buchheims an Katharina Heuser vom 8.5.1937
[16] Brief von Paula Buchheim an Katharina Heuser vom 5.5.1937
[17] Brief Paula Buchheims an Katharina Heuser vom 8.5.1937
[18] Foto aus dem Privatbesitz von Dalia Eisen, der Tochter von Else Buchheim
[19] Foto aus dem Privatbesitz von Ludwig Götte
[20] Foto aus dem Privatbesitz von Dalia Eisen
[21] Brief von Paula Buchheim an Toni Götte vom 18.4.1959
[22] Brief von Ursula Broicher an den Verfasser vom 12.5.2016
[23] Brief von Dalia Eisen, der Enkelin von Paula und David Buchheim, an den Verfasser vom 25.4.2016
[24] http://www.archives.com/1940-census/bertha-assenheim-ny-57765153
[25] Auf Wunsch der noch lebenden Nachkommen werden die Namen der Kinder und Enkel nicht genannt.
[26] Rudolf Virchow führte 1874 eine Untersuchung an mehr 6,7 Millionen Schulkindern im Deutschen Reich durch. Fast die Hälfte (47 %) der mehr als 70 000 jüdischen Kinder waren dem brünetten Typ zuzuordnen, 42 Prozent dem schwarzhaarigen und etwa 11 Prozent dem blonden. Die nicht-jüdischen Schüler boten ein ähnlich ungleiches Bild: Nur etwa ein Drittel von ihnen war blond, blauäugig und hellhäutig. "Die klassischen Merkmale der germanischen Rasse beschränken sich also auf ein Drittel der heutigen deutschen Jugend", folgerte Virchow aus den Ergebnissen. Vgl. hierzu George L Mosse: Die Geschichte des Rassismus in Europa, Frankfurt am Main 1990, S. 113-115; genaue Statistiken in Erwin Ackerknecht: Rudolf Virchow, Madison 1953, S. 214
[27] Brief von Dr. Volker Hirsch vom 15.12.2015 an den Verfasser
[28] Vgl. Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, vgl. auch Brief von Dr. Volker Hirsch vom Staatsarchiv Detmold vom 15.12.2015 an den Verfasser
[29] Telefonate mit Walter Soesmann (*1939), Kurt Soesmanns Sohn, mit dem Verfasser vom 15.12.2015 sowie am 23.5.2016
[30] Interview mit Hermann Battenberg (*1929) am 23.2.2016
[31] Gespräch des Verfassers mit einem Angehörigen am 16.5.2016
[32] Ebenda. Dies wurde auch in verschiedenen Gesprächen des Verfassers mit Angehörigen Elli Rößers bestätigt.
[33] Gespräch des Verfassers mit einem Angehörigen am 15.5.2016
[34] Gespräche des Verfassers mit einem Angehörigen am 29.2.2016 und 16.5.2016
[35] Interview mit Hermann Battenberg a.a.O.
[36] Sterberegister der Gemeinde Cölbe
Literaturliste:
Erwin ACKERKNECHT: Rudolf Virchow, Madison 1953
Briefe von Paula Buchheim an Katharina Heuser vom 5.5.1937, 8.5.1937,
Brief von Paula Buchheim an Toni und Philipp Götte vom 17.10 1946
Brief von Paula Buchheim an Toni und Philipp Götte vom 18.4.1959
Brief von Dalia Eisen an den Verfasser vom 25.4.2016
Brief von Ursula Broicher an den Verfasser vom 12.5.2016
Brief von Dr. Volker Hirsch an den Verfasser vom 15.12.2015
Barbara HÄNDLER-LACHMANN, Harald HÄNDLER und Ulrich SCHÜTT: Purim, Purim, ihr lieb Leut, wißt ihr, was Purim bedeut? Jüdisches Leben im Landkreis Marburg im 20. Jahrhundert. Marburg 1995
Barbara HÄNDLER-LACHMANN, Ulrich SCHÜTT: „unbekannt verzogen“ oder „weggemacht“. Schicksale der Juden im alten Landkreis Marburg 1933-1945, Marburg 1992
George L. MOSSE: Die Geschichte des Rassismus in Europa, Frankfurt am Main 1990
Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. Stuttgart und Mainz 1983
Bildnachweise:
Abb.1: Privatbesitz. Erhalten von Dalia Eisen, der Tochter von Else Buchheim
Abb.2: Privatbesitz von Ludwig Götte
Abb.3: Privatbesitz von Dalia Eisen
Abb.4: Privatbesitz der Familie Muth
Verfasser: Hans Junker, Oberstudienrat i.R.