Cölbe. Die Bürgerhilfe Cölbe ist die zweitjüngste Einrichtung dieser Art im Landkreis – und hat eine ganz besondere, hessenweit einzigartige Struktur: Die politische und die evangelisch-lutherische Gemeinde haben sie mit finanzieller Unterstützung des Kirchenkreises Kirchhain und des Landkreises auf den Weg gebracht. Entsprechend ist Bürgermeister Dr. Jens Ried erster Vorsitzender, die Position des Stellvertreters hat Pfarrer Dr. Alexander Warnemann inne – und die Seniorenbeauftragte der Gemeinde, Beatrix Parsons, fungiert gleichzeitig als Koordinationskraft.
Das hat mehrere Gründe – und Vorteile, wie Rathauschef und Pfarrer erklären. Schon vor Corona sei auffällig gewesen, dass immer mehr Menschen unter Einsamkeit leiden, auf Hilfe angewiesen seien – aber die Unterstützung fehle. Schon als er 2018 zur Bürgermeisterwahl antrat, habe er den Plan gehabt, an dieser Stelle Abhilfe zu schaffen, erinnert sich Ried. In der Folge seien mehrere Faktoren zusammengekommen.
Kommune organisiert, Kirche bewegt zum Mitmachen
Zum einen gehöre er nicht zu den Menschen, die Ideen haben und dann sagen: „Macht mal!“ So sei es keine Frage gewesen, ob er sich im Verein engagieren werde oder nicht, so Ried. Und dann habe während der Corona-Pandemie das Problem der Einschränkungen bestanden: „Die Kommune wurde immer wieder gefragt: Was dürfen wir?“ Insofern lag der Ball in dieser Zeit ohnehin am besten im Feld der Gemeinde – die ihn aufgriff und spielte. Und zwar im gekonnten Zusammenspiel mit der Kirche.
„Kommunen können schwer die Motivation zum Mitwirken erzeugen. Das können Vereine und Kirchengemeinden viel besser“, sagt Ried und passt zu Warnemann. „Wir haben viele Menschen in unseren Reihen, die sich im sozialen Bereich einbringen wollen“, ergänzt dieser. Und den Zugang zu Menschen, die Hilfe benötigen, bekomme man auch besser im vertrauten Rahmen, also beispielsweise im Vereinsleben oder bei kirchlichen Veranstaltungen, sagt Parsons.
Die drei sind sich einig, dass ein Angebot wie die Bürgerhilfe wichtig für die Lebensqualität in Kommunen sei. Es sei etwas Tolles, wenn hilfsbedürftige Menschen die notwendige Unterstützung bekommen, um selbstbestimmt weiter in ihrem gewohnten Umfeld leben zu können und dieses nicht aufgeben zu müssen. „Das macht einen Ort sympathisch“, betont Warnemann. Vor allem fördere es auch die Gemeinschaft, fügt Parsons hinzu.
Koordinationskraft ist ein „echter Glücksgriff“
„Die Kommune ist Lebenswelt. Die sozialen Faktoren sind wichtig – und keine Randthemen. Sie sind essenziell für das Lebensgefühl“, kommentiert Ried und freut sich, dass seit der Gründung im Jahr 2020 zwei Schulungen angeboten wurden, die zehn Bürgerhelfende hervorbrachten. Die Entwicklung sei sehr gut und weiter als ursprünglich geplant.
Er hoffe, dass langfristig ein Pool aus rund 50 Bürgerhelfenden – am besten aus allen Ortsteilen – zur Verfügung stehe. Momentan müsse Parsons immer wieder einspringen, wenn Helferinnen oder Helfer ausfallen. Eine Besonderheit in Cölbe: Die Satzung lässt zu, auch Menschen aus anderen Kommunen zu unterstützen – bisher ist dieser Fall aber noch nicht eingetreten.
Der Koordinationskraft spricht der Bürgermeister großes Lob für ihr Engagement aus und bezeichnet sie als „echten Glücksgriff“, da sie zum einen als Seniorenbeauftragte und zum anderen eben auch als Koordinatorin tätig sei. Ihr zur Seite steht inzwischen in Carsten Freichel noch ein Mitarbeiter, der sich um die Abrechnungen kümmert. Lob äußert Ried auch in Richtung Land- und Kirchenkreis: Die finanzielle Unterstützung sei mehr als gut.
Die Besonderheit der Bürgerhilfe Cölbe ist übrigens auch in ihrem Logo zu erkennen: Dieses besteht aus den Herzen, die das Wappen der politischen Gemeinde prägen. Ergänzt werden sie durch eine Kante, die den Kirchturm im Ort repräsentiert. „Dieser steht für den stabilen Anker – und die Herzen für das Verbindende, das die Bürgerhilfe prägt“, sagt der Pfarrer – es gebe aber noch viele weitere Deutungsmöglichkeiten.
Quellenangabe: OP Marburg/Ostkreis vom 09.06.2023, Seite 10